Die modernen Lebenswelten, die in den vergangenen Jahrzehnten entstanden sind, tragen Früchte. Alle Bereiche unseres Lebens müssen sich der materiellen Wohlstandsbildung unterordnen. Die globale Marktwirtschaft hat mit großem Einfluss alle Hemmnisse entfernt und beherrscht die wesentlichen Lebensbereiche. Sie hat aus uns eine perfekt funktionierende Konsumgesellschaft geschaffen. Mit dem Glaubensverlust stieg der Glaube an das immer mehr haben. Die Sucht nach Konsum ist unser Lebenszweck geworden. Das Haben – auch wenn es uns nicht zufrieden macht – wirkt wie eine Droge und ist Selbstzweck. Die vermeintliche Freiheit, die wir angestrebt haben, ist in eine neue Abhängigkeit geschlittert. Im Rausch des Konsums lassen uns die Strategen nicht mehr zur Ruhe kommen. Wir müssen immer erreichbar, immer beschäftigt, immer konsumierend sein. Familien, die uns noch Sicherheit gaben und Rückzugsgebiete waren, zerbrechen. Wir wollen alles und das zeitgleich. Das können Familien nicht „actionreich“ genug bieten. In dieser Konsumgesellschaft werden Kinder als zu großer Verzicht angesehen. Man könnte etwas versäumen. Und wenn doch Kinder, dann muss das rasch gehen, so nebenbei. Wir haben das Tote, das Materielle, die Konsumartikel zu unserem Götzen gemacht. Da haben das Lebendige, insbesondere die Kinder, aber auch das älter und schwächer Werdende, keinen Platz. Weil uns das Lebendige fehlt, kriegen wir nicht genug. Nur weil uns das Lebendige, die Beziehung, die Spiritualität, die Nähe, das Vertrauen, die Geborgenheit, das Regionale, die Rituale fehlen, werden wir immer unzufriedener. Das viele unachtsam verschlungen, verbraucht, weggeworfen, ist immer noch weniger, als das Wenigere achtsam genossen, gebraucht und geschenkt. Reich sind in Zukunft nicht jene, die viel haben, sondern jene, die mit weniger auskommen. Die Familie bietet von dem, was wir vermissen, sehr viel.
LAbg. Josef Ober
Obmann Steirisches Vulkanland
Im November 2011