Die fehlende eigene Wertschätzung führt zum Verlangen, andere zu entwerten, um sich selbst aufzuwerten. Das heißt, ich rede über andere schlecht und kritisiere sie, im Glauben, dadurch besser zu sein. Die gesteigerte Kritiksucht führt jedoch zur Minderung des Gemeinwohldenkens, das Verlorengehen des Gemeinwohldenkens führt in der Gesellschaft längerfristig zur Führungsverweigerung und damit zur Verweigerung Verantwortung zu übernehmen. Durch die Verweigerung, Führung und Verantwortung zu übernehmen, fehlen jene Menschen, die die Zukunft gestalten wollen und sollen. Durch die gesteigerte Kritiksucht fehlt jenen, die noch in der Führungsverantwortung stehen, der Mut und der Wille für Veränderungsprozesse zur Zukunftsgestaltung. Heute begegnet man vielen, die vorne stehen, die Verantwortung tragen, nicht mit Wertschätzung, sondern man putzt sich an ihnen förmlich ab. Alle, die uns etwas abverlangen, trifft die enorme Kritik. Reden Sie mit Vereinsobleuten, Feuerwehrmännern, Pfarrgemeinderäten, Gemeinderäten, Bürgermeistern, Lehrern, Schuldirektoren, Pfarrern. Wenn wir so weiter tun, haben wir tolle Einrichtungen, aber keine Bereitschaft, Verantwortung für die Zukunftsgestaltung zu übernehmen. Bei den letzten Schuldirektorenbesetzungen gab es jeweils noch eine Bewerbung. Feuerwehren suchen oft monatelang einen Feuerwehrhauptmann. Vereine suchen monatelang eine Obfrau oder einen Obmann. „Mittun? Ja, aber ganz vorne, das tu ich mir nicht an“, ist der Ausspruch vieler. Wenn wir nicht rasch lernen, uns selbst und unser Tun mehr wert zu schätzen, wird das Verlangen nach der Entwertung anderer nicht zu stillen sein. Durch dieses Verhalten gefährden wir unser Gesellschaftssystem. Wenn es uns nicht gelingt, durch Wertschätzung Menschen für Führungsarbeit zu begeistern, ist das Gemeinwohl, ja ich behaupte, unsere Lebensqualität gefährdet. Seien Sie die Veränderung, die Sie sich von der Welt wünschen!
LAbg. Josef Ober
Obmann Steirisches Vulkanland
Im November 2011