Josef Ober live
Motivationsvorträge zu Themen der persönlichen und regionalen Entwicklung
- Politik der Inwertsetzung
- Vom Erkennen des Problems zur Vision und Umsetzung
- Dem eigenen Lebensraum neuen Wert geben
- Persönliche und regionale Visionsarbeit
- Dem eigenen Leben neuen Wert geben
- Regionen inwertsetzen und in eine neue Zukunft transformieren
- Gemeindekooperationen als Erfolgsmodell
Sie können Josef Ober unter region[at]josefober.at gerne für Vorträge buchen.
Unterhalb finden Sie einen Artikel von Josef Ober, erschienen im Buch „Wie schmeckt Europa?„, Norbert Schreiber und Lojze Wieser (Hg.)
Von der Grenzregion zum Steirischen Vulkanland
Die Region Feldbach-Radkersburg im Südosten der Steiermark ist eine typische Grenzregion, die aufgrund ihrer Jahrzehnte lange geringen Entwicklungsmöglichkeit in den meisten Fallen nur noch ihre Schwachen sah. Die Ausgangslage im Jahr 1998 war eine schlechte Stimmung, ein schlechtes Image, keine Zukunftsthemen, Resignation, kaum Zusammenarbeit, schlechte wirtschaftliche Perspektiven, geringer Glaube an die Region. In den 90er-Jahren entwickelt sich in uns eine Sehnsucht, dass es eine Möglichkeit der Weiterentwicklung peripherer Raume auf Basis ihrer menschlichen Talente, ihrer naturräumlichen Ressourcen und ihres regionalwirtschaftlichen Potenzials geben müsse.
„Der Wert einer Region spiegelt sich im Bewusstsein seiner Bürger wider.“
Was war in den letzten Jahrzehnten in den Industrieländern passiert?
Die Sehnsucht der Menschen nach dem zweiten Weltkrieg war Frieden, Freiheit und Wohlstand. Der allseits bekannte Spruch, eigentlich die Vision, war, „uns und vor allem unseren Kindern soll es einmal besser gehen“. Mit besser war vor allem materieller Wohlstand gemeint. Diese Vision loste eine kreative Spannung aus, die die Menschen motivierte, inspirierte, mit enormem Fleiß den angestrebten Zielen naher zu kommen.
Der beständige Glaube: Je mehr wir an materiellem Wohlstand haben werden, desto zufriedener werden wir sein, kehrte sich in eine neue Realität: Je mehr, desto unzufriedener. Noch heute wird uns der Irrglaube der direkten Beziehung von Lebensqualität und BIP-Wachstum als einziger Wohlstandsindikator vorgespiegelt. Die Annahme, dass mit höherem Bruttoinlandsprodukt direkt proportional dazu die Lebensqualität steigt, ist falsch. Vielmehr zeigt sich, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt trotz steigendem BIP die Lebensqualität abflacht, ja sogar sinkt. Unsere Befindlichkeit heute, wir beklagen unseren Zustand und jammern auf einem noch nie da gewesenen Niveau. Warum: Die Vision des materiellen Wohlstandes ist erfüllt. Wenn sich eine Vision erfüllt hat, ist sie spannungslos. Woher kommt diese Befindlichkeit? Ich nenne das eine neue Verarmung im materiellen Wohlstand. Eine innere Leere kann durch äußere Fülle an Materiellem nicht ersetzt werden. Durch die Fülle der heutigen Möglichkeiten neigen wir dazu, alles gleichzeitig zu tun, sodass für das Einzelne kaum mehr eine tiefere Aufmerksamkeit übrig bleibt. Den Menschen fehlt es nicht mehr an Möglichkeiten, sondern an Tiefe, Nähe und Beziehung – an Verbundenheit. Noch dazu sind wir aufgrund der gestiegenen Möglichkeiten und weltweiten Reichweiten dem Verlust der Wahrnehmungsfähigkeit für das Unmittelbare ausgeliefert. Nur das Ferne, das Große, das Modernen, das Aufgeschaukelte ist gut.
„Im Vergleichen liegt der Samen für die eigene Unzufriedenheit.“
Regionalentwicklung muss auf tiefe Erkenntnis gründen
Wir haben versucht, hinter das Problem der Unzufriedenheit zu schauen, und sind draufgekommen, dass die materiellen Möglichkeiten über das benötigte Maß gestiegen sind; und gleichzeitig durch den Verlust der Nahe, der Beziehungen, des Seelisch-Spirituellen das Menschliche sehr stark verloren gegangen ist. Daraus resultiert ein enormes Mangelgefühl, dass sich als Unzufriedenheit bemerkbar macht. Der falsch verstandene Mangel wird nach wie vor mit enormen materiellen Anhäufungen gestillt. Und viele glauben, wenn sie dieses und jenes haben werden, dann werden sie zufrieden sein. Der Versuch, die spirituelle Sehnsucht auf dem falschen Weg zu stillen, führt daher zum Suchen, dann zur Sucht und schlussendlich durch Überkonsum in die „Zuvielisation“, in unbändiges materielles Wachstum in einer begrenzten Welt. Das bestehende Wirtschaftssystem bringt weltweit mehr Probleme als Losungen hervor. Zuvielisation in den Industrieländern und pure Armut in den Entwicklungsländern, die bestehende Nutzungsform der Erdressourcen reicht kaum für 20 Prozent der Weltbevölkerung und führt zur Übernutzung des Planeten. Das bestehende Wirtschaftssystem der einseitigen schrankenlosen Globalisierung entwertet Menschen und Regionen. Dieses Wirtschaftssystem dient nicht mehr dem Menschen, sondern bestimmt die Menschen und bevorteilt eine Minderheit.
Neue Politik der „Inwertsetzung“
Es braucht eine neue Politik der Inwertsetzung, eine neue Balance des Lebens, in der Menschen in Eigenverantwortung ihr eigenes Leben und ihren Lebensraum gestalten. Es braucht eine neue Balance der Ökologie, wir müssen und werden in den nächsten Jahren so intelligent vernetzt und umweltschonend werden, dass wir mit geringstem Lebensmittel-, Ressourcen- und Energieverbrauch maximale Lebensqualität schaffen werden. Es braucht eine neue Balance der Wirtschaft, eine Balance von 50 Prozent global und 50 Prozent regional. Die Balance der neuen Wirtschaft muss von einer neuen Ethik und Moral des Wirtschaftens geleitet sein und muss allen Menschen und Regionen langfristig Chancen und Wohlstand ermöglichen.
Problematik ländlicher Räume
Ländliche Räume und besonders auch das Grenzland im sudöstlichsten Teil der Steiermark sind Opfer einer zu einseitigen wirtschaftlich globalen Entwicklung. Durch die Ausrichtung auf das Moderne, auf das Große, das Ferne haben die Menschen die Wahrnehmungsfähigkeit für sich selbst und ihren unmittelbaren Lebensraum immer mehr verloren. Damit verlor unser Raum immer mehr an Bedeutung. Die touristische Positionierung mit Thermen hat eine große Entwicklung für das nahere Umfeld der Thermenstandorte bewirkt. Jedoch konnte der übrige überregionale Raum davon nicht profitieren.
„Die schwierige regionale Ausgangslage war ein Kompliment des Schicksals an unsere eigene Losungskompetenz.“
Politik der Inwertsetzung – Wert durch Wertschätzung
Die Initiative Steirisches Vulkanland beruht auf den Ansätzen der Politik der Inwertsetzung. Wenn wir wieder unseren Wert erkennen, geben wir uns aufs Neue Wurde. Als Erstes musste der entwertete ländliche Lebensraum, besser als Grenzland bekannt, wieder seine Wurde, seinen Wert erlangen. Dafür mussten jedoch einige Entscheidungen gefallt werden. Die Bündelung der Kräfte auf geografischer und politischer Ebene ist mit 79 Gemeinden und 104.000 Einwohnern und mit einem über Parteigrenzen hinweg abgestimmten Weg gelungen. Die nächste große Entscheidung war der Weg, den es zu wählen galt.
Wandelprozess
Viele Regionen definieren sich nur durch Leuchtturmprojekte, eine Megaschaukel, einen riesigen Turm, einen Funpark etc. – alles sehr vergängliche, kurzlebige Dinge. Wir entschieden uns für einen langfristigen Wandelprozess, in dem die Gesamtregion innerhalb von zehn Jahren einen fundamentalen Wandel durchleben sollte. Um etwas Bestehendes in etwas Neues zu wandeln, braucht man einen Identitätsträger. Diesen Identitätsträger fanden wir in der wunderschönen vulkanischen Landschaft, bestehend aus 40 Vulkanen.
Neue Marke als Identitätsanker
Daraus entstand die Marke „Steirisches Vulkanland“. Der Region seine eigene Wurde zurückzugeben, war unser größtes Bestreben. Wir entschieden uns für Innenmarketing vor Außenmarketing. Die Politik der Inwertsetzung zeigte hier ihre volle Wirkung. Was ist Inwertsetzung? Die Inwertsetzung ist nicht die Entdeckung oder Erfindung neuer Zustande, sie ist vielmehr das sich Offnen für das, was ohnehin da ist. Wir erweitern den Grad unserer Bewusstheit, die Aufnahmefähigkeit und die Aufmerksamkeit – ohne dass sich außen etwas ändert. Durch die Wertschatzung dessen, was da ist, entsteht ein neuer Wert. Durch die Wiederbeachtung des Vorhandenen entsteht die Achtung vor dem inwertgesetzten Bestehenden. Das Innenmarketing zeigte den Menschen ihre Talente, ihr naturräumliches Potenzial, ihre regionalwirtschaftlichen Starken auf. Über die Jahre fiel den Menschen immer mehr der Schleier von den Augen ab und sie erlangten die Wahrnehmungsfähigkeit für das Unmittelbare, ihren neu entdeckten wunderschönen Lebensraum wieder. Durch die stärkere Identifikation mit sich selbst und dem eigenen Lebensraum entstand eine neue Identität: Steirisches Vulkanland. Ein besonders wichtiger Wirkstoff ist im Entstehen – ein neues Selbst-Bewusst-Sein, das die Menschen in eine neue Handlungsbereitschaft führt. Die Markendurchdringung, sprich Identitätsdurchdringung, liegt bei ca. 97 Prozent.
Wirtschaftliche Positionierung
Nachdem der Eigenwert im Steigen war, wurde an der wirtschaftlichen Positionierung gearbeitet. Vier Positionierungen werden das Vulkanland in den nächsten Jahrzehnten prägen. Wir mochten die kulinarische Region in Österreich werden. Bei uns wachst und gedeiht alles. Wir haben talentierte Menschen mit tausenden kleinstrukturierten Betrieben. Was hier wachst und entsteht, hat Wert. Wir wollen die Handwerksregion werden. Die größte Dichte an Handwerksbetrieben in Osterreich verleiht uns den Anspruch, mit beharrlicher Arbeit in den nächsten Jahren dieses Ziel zu erreichen. Vulkanland-Handwerker schaffen Lebensqualität.
Wir wollen für uns und unsere Gaste eine Region der Lebenskraft werden. Durch ein attraktives Naherholungsangebot wie mit Wanderwegen auf den Spuren der Vulkane, auf Radwegen, in tollen Museen, in einer gutbürgerlichen Gastronomie, in exzellenten Buschenschenken, gläsernen Manufakturen, in Haubenlokalen oder bei tollen ländlichen Festen können die Menschen ihre Freizeit, ihren Urlaub zum Erlebnis werden lassen. Verschmelzung von Mensch und Landschaft.
Die Energievision Vulkanland heißt, bis 2025 energieautonom zu werden. Die Energieautonomie wird die Regionalwirtschaft starken und uns unabhängiger machen. 100 Prozent eigene Energieversorgung ist möglich. In dieser wirtschaftlichen Positionierung streben wir ca. 7.000 bis 8.000 neue Arbeitsplätze an. Damit können wir den zurzeit sehr hohen Auspendleranteil auf ein Drittel reduzieren.
Jahreszeitliche Positionierung
Wir positionieren uns auch über unsere inwertgesetzten Jahreszeiten: den Vulkanland-Frühling, den Meisterkultursommer, den Kulinarischen Herbst und den Stillen Advent. Durch die jahreszeitliche Positionierung mochten wir die Beziehung des Menschen zu sich und die Wahrnehmung der im Vulkanland sehr ausgeprägten Jahreszeiten starken und damit ohne neue Investitionen und Kosten den Lebensraum Vulkanland vielfältiger und attraktiver erscheinen lassen. Die wirtschaftliche und jahreszeitliche Positionierung baut darauf auf, seinem Tun und seinem Lebensraum mit neuen Werten, neuer Philosophie, neuer Sprache und neuem Design zu begegnen.
Visions-Transformationsprozess
Die Politik der Inwertsetzung gibt den Menschen die Möglichkeit, sich in diesem neuen Visionsraum nach eigenem Empfinden, seinem eigenen Tempo, seinem eigenen Charakter entsprechend die eigene Lebensvision zu finden und zu verwirklichen. Daraus entstehen sehr authentische und charakterstarke Persönlichkeiten, Produkte und Dienstleistungen. Durch die Würdigung dessen, was schon immer da war, entsteht erst die Kraft, sich mit neuen Innovationen auseinanderzusetzen. Das heißt, für uns ist „Traditiongepaart mit Innovation“ sehr wichtig und wertvoll.
Innovation
Wir haben auch Innovation neu erklärt, denn Innovation ist für die meisten zu weit weg. Die Zwischenstufe heißt „innovieren“ und „innovieren“ heißt, das Bestehende neu darstellen. Das Neue ist somit eine Frage der Bedeutung und damit des Bewusstseins, das umso hoher entwickelt ist, je mehr Sinn es eingehenden Informationen zuordnen kann. Die Qualität von Produkten, Lebensräumen etc. entsteht erst, wenn sie durch eine öffentliche Inszenierung oder ein mentales Erlebnis dazu geworden ist. Das heißt, es kann nie ein Produkt, eine bauliche Anlage etc. den Wert und die Attraktivität einer Gesamtregion ersetzen. Das steirische Vulkanland hat mit einer neuen Politik der Inwertsetzung und einer neu entwickelten transformatorischen Regionalentwicklung mit Unterstutzung des Landes, Bundes und der EU den Beginn des Wandels von einer Grenzregion mit wenig Chancen zu einer innovativen lebenswerten Region Steirisches Vulkanland geschafft.
Ziel von Reisenden
Reisende aller Epochen hatten über Jahrtausende immer ein besonderes Ziel: Sie wollten den Lebensraum erfahren und die Lebenskultur, die Mentalität der Menschen kennenlernen. Das Steirische Vulkanland baut auf diese zwei besonderen Kapitalien. Den vulkanischen Lebensraum, der vom Vulkanismus geprägt und von Menschenhand in den vergangenen Jahrhunderten geformt wurde, die Lebenskultur wird wohl vom größten Kapital geprägt, unseren Menschen, denen man eine besondere Mentalität nachsagt, die zum Wiederkommen verleitet.
„Wenn wir den Vulkanland-Weg beharrlich weitergehen, werden wir etwas Besonderes für uns selbst, aber auch in den Augen unserer Gäste und Kunden. Wir waren lange Zeit hinten, zu weit hinten, sodass wir nach dem Entdecken unserer eigenen Starken heute schon wieder vorne sind.“
Vulkanlandobmann LAbg. Josef Ober – Steirisches Vulkanland, am 10. April 2009
Ich lade Sie ein, meinen Gedanken zu diesen Themenbereichen weiter zu folgen:
- Fehlende eigene Wertschätzung
- Die Rückkehr der Familie
- Sehnsucht nach Sicherheit
- Die Welt verändern
- Verfehlter Klimaschutz
- Verloren gehender Hausverstand
- Vom Wert der Hausmanufaktur
- Verfeinerung des Lebensstils
- Zukunftsfähigkeit
- Nichtstun wird zur Gefahr
- Inwertsetzung von Bildung
- Mensch und Lebensraum
- Zukunftsfähigkeit
- Erntezeit – die Zeit des Dankens